Samstagabend- 
Gespräche

in St. Paul

Aktuelle Termine für diese Gespräche:

Beginn jeweils um 18.00Uhr
Der Eintritt ist frei. Um eine Spende wird gebeten.

Die Reihe wird vom Förderverein Autobahnkirche St. Paul Wittlich e.V.,
der Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte e.V.
und der Katholischen Erwachsenenbildung Mittelmosel in Kooperation
mit dem Theologischen Quartett Trier e.V. veranstaltet.
Ferner wird die Reihe unterstützt von der Leserinitiative Publik-Forum.


Informationen zu den kommenden Veranstaltungen:

07.10.2023 Prof. Dr. Kristin Shi-Kupfer

Das Ende der Naivität. Wie China den Westen herausfordert.

Unter Partei- und Staatschef Xi Jinping hat sich die Volksrepublik zu einem totalitären System entwickelt, das nach innen wie nach außen zunehmend selbstbewusst bis aggressiv auftritt. Ein neuer Kalter Krieg und Blockbildung in den Bereichen Geopolitik und Technologie ist Realität – bei gleichzeitiger wirtschaftlicher Interdependenz und drängenden globalen Fragen wie Armutsbekämpfung oder Klimawandel. Liberale Demokratien sind in manchen Bereichen kritischer Infrastruktur verwundbarer gegenüber chinesischen Strafmaßnahmen als umgekehrt. Zudem ringen vor allem die USA und Europa mit populistischen Kräften und profitorientierten Großunternehmen im Inneren. Sie haben den globalen Süden bis dato nicht überzeugend nachhaltig bei Bemühungen um Sicherheit und Wohlstand unterstützt - ein Einfallstor für den Parteistaatskapitalismus aus China. Wie sollen die liberalen Demokratien mit der Weltmacht China umgehen? Was können und was wollen sie dabei einsetzen, um nicht nur ihre Interessen, sondern auch die Ideen und Werte von liberalen demokratischen Ordnungen zu verteidigen – ohne einen heißen Krieg zu riskieren?

Kristin Shi-Kupfer, *1974, ist Professorin für Sinologie an der Universität Trier.



28.10.2023 Prof. Dr. Katajun Amirpur

Reformislam - Der Kampf für Demokratie, Freiheit und Frauenrechte

Im Iran werden im Namen des Islams Frauen von der Sittenpolizei verfolgt, in Afghanistan versagt man Mädchen höhere Bildung und in der Türkei (und in Deutschland) wird Wahlkampf auch in Moscheen abgehalten. Dies alles widerstrebt unserem westlichen Denken der Trennung von Staat und Kirche, von Gleichberechtigung, Menschenrechten und freiheitlichem Rechtsstaat.

Umso spannender ist die Frage, wie sich diese Errungenschaften der Moderne nach dem Verständnis von Vertretern des Reformislams durchaus oder sogar notwendigerweise mit authentischen Lesarten des Korans verbinden lassen.

Katajun Amirpur, *1971, ist Deutsch-Iranerin
und Professorin für Islamwissenschaft an der Universität Köln.



18.11.2023 Albrecht Bähr, Pfarrer

Die Rolle der kirchlichen Wohlfahrtsorganisationen heute

Die Diakonie Deutschland wird in diesem Jahr 175 Jahre alt. Sie und die Caritas sind aus der sozialen Arbeit Deutschlands nicht wegzudenken. Zurzeit erleben die beiden großen Kirchen einen enormen Vertrauensverlust, was auch an Caritas und Diakonie nicht spurlos vorübergeht. Daher soll u.a. der Frage nachgegangen werden, welche Rolle beide Institutionen im Hinblick auf ihre anwaltschaftliche und sozialpolitische Funktion in unserer heutigen Gesellschaft haben und ob ihnen angesichts des Bedeutungsverlusts der Kirchen eine besondere Bedeutung hinsichtlich der seelsorgerischen Begleitung von Menschen zukommt.

Albrecht Bähr, *1961, ist seit 2011 Geschäftsführer der AG Diakonie in Rheinland-Pfalz und Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche der Pfalz.



09.12.2023 Hermann Lex, Prof. Dr. Rolf Linn

Wirtschaft neu denken. Eine ethische Wirtschaft ist möglich.

Die Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) ist ein innovatives, nachhaltiges Wirtschaftsmodell mit dem Ziel einer ethischen Wirtschaftskultur. Als Alternative zum gegenwärtigen Wirtschaftsverständnis baut sie auf den Werten Menschenwürde, ökologische Verantwortung, Solidarität, soziale Gerechtigkeit, demokratische Mitbestimmung und Transparenz auf. Hinter der GWÖ steht die Überzeugung, dass die drängenden Herausforderungen unserer Zeit – Ressourcenknappheit, Klimakrise, Verlust der Artenvielfalt, die zur größer werdenden Kluft zwischen Arm und Reich – Folgen des Kapitalismus sind und nur ganzheitlich und systemisch zu lösen sind. Die Gemein-wohl-Ökonomie bietet einen Ansatz zur schrittweisen Transformation unseres Wirtschaftssystems.

Hermann Lex, *1961, arbeitete als Führungskraft für Banken in Luxemburg.

Rolf Linn, *1948, war Professor für Informatik an der Hochschule Trier. Beide koordinieren jetzt die Regionalgruppe Trier der GWO-Bewegung.



13.01.2024 Clemens Grünebach, Priester

„Ich wechsle nur das Bistum. Mein Weg aus der römisch-katholischen

in die altkatholische Kirche.“



C. Grünebach schreibt: „Seit Langem bin ich der Überzeugung, dass sich die römisch-katholische Kirche grundlegend erneuern muss. […] Als 2019 die Kleruskongregation die Umsetzung der Reformbeschlüsse der Trierer Synode aussetzte und die Pläne 2020 endgültig begraben werden mussten, ist in mir etwas zerbrochen. Dass der römische Arm bis nach Trier reicht, um eine Pfarreienreform in einem Bistum zu stoppen, hatte ich nicht für möglich gehalten. Ich musste mich jedoch eines Besseren belehren lassen. […]Ich konnte die Kirche nicht ändern, ich kann den Zustand nicht annehmen, also musste ich die römische Kirche verlassen. [...] Seit ich nun im katholischen Bistum der Alt-Katholiken als Geistlicher arbeite, kann ich wieder wirksam meinen Glauben und mein Priestersein leben. […] Ich freue mich auf die Diskussion mit Ihnen.“

Clemens Grünebach, *1969, war Priester und Dechant im Bistum Trier
und wechselte 2023 zur altkatholischen Kirche



03.02.2024 Dr. Holger Pyka, Pfarrer

Religion und Humor. Gedankliche und zeichnerische Skizzen

Das Verhältnis von Humor und Religion ist kompliziert. Dem Bodenpersonal Gottes wird traditionell eine geradezu leidenschaftliche Humorlosigkeit unterstellt; in der jüngeren

Vergangenheit haben religiöse Karikaturen und die Reaktionen darauf die Frage erneut mit Brisanz aufgeworfen. Der Vortrag widmet sich dem Thema aus der Sicht des Kirchengeschichtlers, des Pfarrers und Theologen sowie des Cartoonisten, der oft selbst vor der Frage steht: Darf ich das? Wir begeben uns auf die Suche nach Humor in der Bibel, in Bekenntnis, Leben und Außenwirkung der Kirchen und nach dem Lachen Gottes.



Holger Pyka, *1982 in Köln, ist Pfarrer in Wuppertal-Elberfeld

und Dozent am Predigerseminar. In seiner Dissertation

untersuchte er das Verhältnis von Kirche und Karneval.



09.03.2024 Jonas Wipfler, Misereor

Entwicklung oder Migration? Entwicklung und Migration!

Die Wanderungsbewegungen zwischen Afrika und Europa der letzten 20 Jahre.

Papst Franziskus prangerte 2013 auf der Mittelmeerinsel Lampedusa an, dass das Mittelmeer nicht zum Massengrab werden dürfe. 2015 war mit den Fluchtbewegungen aus Nah-Ost eine Zäsur. Seitdem ist der politische Druck gewachsen; die EU versucht sich an Lösungen und findet keine Einigkeit. Die Empörung über Bootsunglücke und Flüchtlingslager flammt immer wieder auf und das Mittelmeer ist noch immer die tödlichste Grenze der Welt. Der Referent beleuchtet vor dem Hintergrund seiner Arbeit in West- und Nordafrika sowie in Berlin diese Entwicklungen und zeigt auf, welche Rolle Entwicklungszusammenarbeit und Politik spielen können.

Jonas Wipfler, *1983 in Trier, Experte für Flucht und Migration,
leitet das heute das Büro von Misereor in Berlin.


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